Wer sich mit dem Thema Darmgesundheit beschäftigt, kommt um den Begriff “Darmflora” nicht herum. Eigentlich ist diese Bezeichnung etwas veraltet, sie wird aber trotzdem noch sehr häufig verwendet und deshalb bleibe ich auch vorerst dabei. Die meisten Menschen wissen dann schneller was gemeint ist. Ganz korrekt heißt es aber “Darm-Mikrobiom” – ich schreibe das mit auf, damit Ihr diesen Begriff auch kennt.

 

Die Darmflora oder eben auch das Mikrobiom ist im Prinzip eine Gemeinschaft von Kleinstlebewesen, die es sich nicht nur in unserem, sondern auch im Darm unserer Haustiere gemütlich machen. Im menschlichen Darm befinden sich mehr Mikroben als der Mensch Körperzellen hat. Kann man sich diese Zahl überhaupt vorstellen? Ich kann es nicht, finde es aber höchst faszinierend. Ebenso ist es bei Tieren.

 

Erst seit relativ kurzer Zeit beschäftigt sich die Wissenschaft genauer mit diesem Thema. Die bisher gewonnenen Erkenntnisse zeigen sehr deutlich die Wechselbeziehungen und Zusammenhänge zwischen den Mikroorganismen in uns einerseits, und unserer Gesundheit sowie unserem Wohlbefinden andererseits.

 

Wenn wiederkehrend bestimmte Probleme auftreten, deren Ursache unklar ist, dann lohnt es sich, die Darmflora einmal genauer unter die Lupe (oder besser unters Mikroskop) zu nehmen. Typische Indikationen für einen Darmflora-Check sind Blähungen und Auffälligkeiten beim Kotabsatz. Aber auch Unverträglichkeiten können Anlass für eine Untersuchung sein, ebenso wie ungewöhnliche Fettleibigkeit oder auch Magerkeit, die sich erst einmal nicht durch die Ernährung erklären lassen.

 

Ganz spannend finde ich auch die Tatsache, dass für Hauterkrankungen und Allergien eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms ursächlich sein kann. Dies gilt übrigens nicht nur für Tiere, sondern ebenso für uns Menschen. Und das leuchtet auch ein, wenn man sich klarmacht, dass der gesamte Verdauungskanal im Prinzip nichts anderes ist, als eine Fortsetzung unserer (Außen-) Haut, die jedoch nach innen gestülpt ist.

Genau genommen sind wir also eigentlich „Röhren“, und unsere Haut steht mit dem Darm – genau genommen mit dem gesamten Verdauungstrakt – in direkter Verbindung. Und diese Verbindung zeigt sich auch sehr deutlich, denn die Gesundheit des Darms spiegelt sich tatsächlich auf der Haut wieder. Bei uns Menschen ebenso, wie bei unseren Hunden. Allerdings sehen wir es bei ihnen meist zuerst am Fell, welches als sogenanntes „Hautanhang-Gebilde“ ja aus der Haut heraus wächst und von ihr ernährt wird. Beim Hund kann uns also die Beschaffenheit des Fellkleids etwas über die Darmgesundheit aussagen.

Die Haut, wie auch der Darm, sind besiedelt mit Bakterien. Haut und Darm bilden mit Hilfe der bakteriellen Besiedelung eine  Schutzschicht. Über die Haut und über den Darm werden (Wirk-) Stoffe in den Organismus aufgenommen. Leider nicht immer nur die Guten, sondern – wenn die Barriere nicht gesund ist – auch die Unerwünschten. Damit Haut und Darm also ihre Schutzfunktion optimal wahrnehmen können, sollten sie als wichtige Verteidigungszone unserer Gesundheit bestmöglich fit gehalten werden.

Übrigens schreibe ich deshalb an dieser Stelle etwas zu der Verbindung zwischen Darm und Haut, weil ich auch in folgenden Beiträgen zu diesem Thema immer wieder mal darauf zurückkommen werde.

Was macht jetzt aber die Darmflora zu einem so wichtigen Bestandteil unserer eigenen Gesundheit, aber auch der Gesundheit unserer Fellfreunde?

Die Gemeinschaft der Mikroben in der Darmflora übernimmt eine Vielzahl wichtiger Aufgaben. Sie verwerten Bestandteile unserer Nahrung und produzieren dabei Enzyme und Vitamine, die vom Körper benötigt werden. Sie unterstützen und trainieren das Immunsystem. In einer ausgewogenen und gesunden Bakteriengemeinschaft haben schädliche Bakterien keinen Platz um sich über die Maßen auszubreiten. Sogar neurologisch aktive Substanzen wie zum Beispiel Serotonin und Dopamin werden durch die Darmflora-Gemeinschaft produziert. Und sie wirken ganz maßgeblich an der Entwicklung einer intakten Darmbarriere mit, die zum Beispiel verhindert, dass Krankheitserreger und schädliche Stoffe durch die Darmwand ins Körperinnere wandern. Sie helfen also, die Verteidigungszone im Darm aufrecht zu erhalten. Uns das sind nur einige Beispiele.

 

Einige der Bakterien, die zu dieser unglaublich nützlichen „Wohngemeinschaft“ im Verdauungstrakt gehören können, stelle ich Euch im nächsten Blogbeitrag vor.

 

Wenn Euch der Beitrag gefallen hat, dann teilt ihn gerne. Auch über Kommentare und Fragen freue ich mich.

 

Quellenangabe für alle Artikel dieser Reihe:
Die stille Macht der Mikroben, Alanna Collen
Gastroenterologie bei Hund und Katze, Jörg M. Steiner (Hrsg.)

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