Im letzten Beitrag ging es darum zu sehen, was uns Gebiss und Verdauungsapparat für Hinweise auf die passende Fütterung des Hundes geben können. Wir kommen in einem der folgenden Beiträge darauf auch noch einmal zurück, nämlich wenn wir uns mit der Zusammensetzung von Hundefutter beschäftigen.

Vorher möchte ich aber kurz erklären, welche Futtermittel es überhaupt gibt, wie diese bezeichnet werden und was die Bezeichnung praktisch für uns bedeutet. Es gibt nämlich einen wichtigen Unterschied zwischen zum Beispiel Alleinfutter und Einzelfutter. Und da reden wir im Moment noch gar nicht darüber, ob ein Futter Fleisch, Fisch, Getreide oder Gemüse enthält. Erst einmal geht es dabei nämlich um etwas ganz anderes.

Die Grundfrage lautet:
Kann ich den Nahrungsbedarf meines Hundes decken, wenn ich ausschließlich und allein nur dieses eine Futter füttere? 

Wenn diese Frage mit „ja“ beantwortet werden kann, handelt es sich um ein Alleinfuttermittel.
Klingt logisch, oder?  Ein Futtermittelhersteller darf dann die Bezeichnung  „Alleinfuttermittel“ auf die Verpackung seines Futters drucken.  Gleichzeitig ist dies dann auch ein „Fertigfutter“, denn wir müssen es nur noch in den Napf geben und der Hund kann fressen.
Damit die vollständige Versorgung über ein „Alleinfutter“ auch tatsächlich funktioniert , handelt es sich dabei in der Regel um ein Mischfutter, dessen  verschiedene Bestandteile als Quelle für die benötigten Nährstoffe dienen. Außerdem muss es vom Hersteller meistens noch mit Futterzusatzstoffen aufgewertet werden, die in den Grundbestandteilen des Futters aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) enthalten sind. Es werden zum Beispiel Vitamine hinzugefügt, die wegen ihrer Temperaturempfindlichkeit in gekochtem oder anderweitig erhitztem Futter (z.B. Dose oder manche Trockenfutter) nicht mehr ausreichend vorhanden sind. Oder es wird z.B. Salz oder auch der Mineralstoff Eisen ergänzt, weil das Futter kein Blut enthält.

Die Idee des Alleinfutters basiert auf der Annahme, dass der grundsätzliche Bedarf an Nährstoffen eines Hundes bekannt ist. Empfehlungen zur Ernährung und Mengenangaben zu den Nährstoffen, die Nutz- und Haustiere erhalten sollten, hat zum Beispiel die Gesellschaft für Ernährungsphysiologie erarbeitet. Auf diese Quelle wird auch teilweise in der Fachliteratur verwiesen. Natürlich gibt es nicht nur eine pauschale Empfehlung sondern differenzierte Angaben, angepasst auf verschiedene Bedarfsituationen.  Bedenkt man nun, dass auch Hunde in verschiedenen Lebensphasen und verschiedenen Lebensumständen unterschiedliche Bedarfe haben, dann wird schnell klar, das auch ein sogenanntes „Alleinfutter“ eigentlich gar nicht für jeden Hund und jede Situation gleichermaßen perfekt passen kann. Der Hochleistungssportler hat ja einen anderen Bedarf als der gemütliche Sofa-Hund. Der Welpe benötigt in der Entwicklungsphase andere Proteinmengen als zum Beispiel ein älterer Hund.  Bei einer Hündin, die Welpen trägt oder säugt, gilt es wiederum angepasste Bedarfe zu beachten. Gleiches gilt für Hunde mit bestimmten Erkrankungen.
Das Dilemma wird klar, oder? Und dies erklärt – zumindest teilweise – warum es Alleinfuttermittel in so vielen verschiedenen Ausprägungen gibt. Hier wird der Versuch unternommen, den verschiedenen Bedarfssituationen Rechnung zu tragen.

Schaut man sich die Bestandteile und Zusatzstoffe von Alleinfuttermitteln genauer an, kann man immer wieder einmal feststellen, dass bei Einhaltung der durch den Hersteller angegebenen Fütterungsmengen vieles doch nicht den in der Literatur empfohlenen Dosierungen entspricht. Zu hohe Proteinmengen kann man ebenso finden, wie zu wenig Mineralstoffe. Auf das Thema „Über- und Unterdosierung von Nährstoffen“ gehe ich aber erst in einem späteren Beitrag noch einmal gesondert ein.

Im Gegensatz zum Alleinfutter enthält ein Einzelfuttermittel  – wie der Name sagt – nur einen einzelnen Bestandteil. Zum Beispiel würde eine Dose, die ausschließlich gekochtes Rindfleisch ohne weitere Zusätze enthält, als Einzelfuttermittel bezeichnet werden. Getrocknete Rinderhaut, tiefgefrorenes rohes Hühnerfleisch aber auch getrocknete Möhren sind ebenso wie Lachsöl Beispiele für Einzelfuttermittel. Eine Getreideflockenmischung mit mehreren Getreidesorten ist hingegen zwar „nur Getreide“, aber dennoch kein Einzelfuttermittel. Den Begriff „Einzelfutter“ zu kennen kann wichtig sein, wenn ein Hund zum Beispiel unter Allergien oder Unverträglichkeiten leidet. Dann muss man sicher ausschließen können, dass ein Futter gerade den Bestandteil enthält, auf den der Hund reagiert. Aus einer Kombination von Einzelfuttermitteln, die bei einem Hund keine Unverträglichkeiten auslösen, kann man dann ganz gezielt eine geeignete Futterration zusammenstellen.

Und dann gibt es noch die vielen Ergänzungsfuttermittel, das sind Zusammenstellungen aus verschiedenen Komponenten, die aber gerade nicht als Alleinfutter dienen können. Viele der sogenannten „Fertigbarf“-Packungen sind aus diesem Grund als Ergänzungsfutter deklariert. Bitte immer genau hinsehen!  Hier wird durch den Begriff „Fertig“ der Eindruck erweckt, dass es sich um ein Futter „fertig zur Fütterung“ handelt. Viele Halter gehen davon aus, dass es damit „getan“ ist. Das ist aber nicht so. Wäre das „Fertigbarf“ allein für die bedarfsgerechte Ernährung des Hundes ausreichend, dann wäre es auch als „Alleinfutter“ deklariert.

Weitere Beispiele für typische Ergänzungsfuttermittel sind Flockenmischungen, Mischungen aus getrockneten Gemüse- oder auch Früchtesorten und Mineralmischungen als Futterzusatz.

Und was waren sie auch schon, die allerwichtigsten Unterscheidungsmerkmale. Man kann sich merken: Alles, was NICHT als Alleinfutter bezeichnet ist, kann auch nicht dauerhaft allein gefüttert werden. Es muss vielmehr sinnvoll ergänzt oder aber sehr abwechslungsreich gefüttert werden, damit dem Hund keine Nährstoffe fehlen.

Wer sich also gar nicht so intensiv mit der Fütterung beschäftigen möchte, ist grundsätzlich gut damit beraten, sich für ein qualitativ hochwertiges Alleinfutter zu entscheiden. Worauf man dabei achten sollte, erkläre ich in einem der noch folgenden Beiträge.

Und zwischendurch: Macht Euch doch mal den Spaß, und guckt Euch in einem Futtershop an, wie die verschiedenen Futtermittel bezeichnet sind.

 

(c) Silke Stricker, 23.03.2018

Der Beitrag darf gerne mit Quellenangabe geteit werden.

 

Weitere Teile dieser Serie:

Teil 1 – Interessantes zur Anatomie

Teil 3 – Verschiedene Fütterungsarten
Teil 4 – Was ist drin im Fertigfutter?
Teil 5 – Und was machen wir nun?

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