Wer sich dafür entscheidet, seinen Hund mit Fertigfutter aus der Dose oder aus der Tüte zu ernähren, der möchte meistens eine klare Vorstellung davon haben, was drin ist im Futter, was sich hinter den Bezeichnungen auf der Futtertüte oder der Dose verbirgt. Auch wenn es sich um ein Alleinfutter handelt, und demnach der Hund scheinbar nichts anderes zusätzlich benötigt, so gibt es dennoch erhebliche Unterschiede in der Zusammensetzung sowie auch in der Qualität der Futtermittel. Erkennen kann man die Qualität und die Bestandteile des Futters bei einem Fertigfutter allein durch Inaugenscheinnahme aber nicht wirklich.

Allerdings gibt es eine Menge gesetzliche Vorschriften dazu, wie ein Hersteller sein Futter deklarieren muss, also welche Angabe zur Zusammensetzung und zu den Inhalten er auf der Futterpackung auf jeden Fall machen muss, welche er machen kann, aber auch welche er einfach weglassen darf.  Wer sich dazu genauer belesen möchte, kann einfach mal in eine beliebige Internet-Suchmaschine den Begriff „Leitfaden zur Kennzeichnung von Einzelfuttermitteln und Mischfuttermitteln“ eingeben und wird dort schnell fündig. Aber Achtung, bei diesem Text sowie bei den weiteren Gesetzen und Verordnungen, auf die dort verwiesen wird, handelt es sich um juristische Texte, was den Lesegenuss ein wenig schmälern könnte.

Es folgt der Versuch einer kurzen und übersichtlichen Zusammenfassung dieses Themas:

I. Zusammensetzung
Unter der Überschrift „Zusammensetzung“ werden alle Einzelfuttermittel aufgeführt aus denen ein Mischfutter besteht, und zwar in absteigender Reihenfolge. Dabei dürfen Einzelfuttermittel auch zu Gruppen zusammengefasst werden.
Als erstes muss immer das Einzelfuttermittel (oder die Gruppe) genannt werden, welches gewichtsmäßig den Hauptanteil im Mischfutter ausmacht. Ganz am Ende hingegen steht das Einzelfuttermittel (oder die Gruppe), welches gewichtsmäßig den geringsten Anteil ausmacht. Hat man also bereits eine bestimmte Vorstellung, welches Einzelfutter hauptsächlich enthalten sein sollte, kann man schnell nachschauen, ob dieses an erster Stelle genannt wird. Auch der Vergleich verschiedener Futtersorten ist so möglich. Aber Achtung: Wenn ein Hersteller die Möglichkeit nutzt, in der Deklaration Einzelfuttermittel zu Gruppen zusammenzufassen, wird die Beurteilung der Qualität des Futters erschwert. Hierzu ein Beispiel:

Eine gängige Gruppenbezeichnung, die man in vielen Deklarationen findet, lautet „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“. Hinter dem Begriff „tierische Nebenerzeugnisse“ können sich zum Beispiel Häute, Hufe, Blut, Federn, Mägen, Därme, Harnblasen, Grieben, Sehnen und Knochen verbergen. Hochwertige Eiweißlieferanten sind dies nicht. Wenn in einer Deklaration nun beispielsweise die Futtermittelgruppe „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ mit 18% angegeben ist, kann dies bedeuten, dass es sich dabei um 1% Fleisch und 17% tierische Nebenerzeugnisse handelt. Daher sind solche Zusammenfassungen in einer Deklaration leider wenig hilfreich für die Beurteilung der Futterqualität.

II. Inhaltsstoffe / Analytische Bestandteile
Unter dieser Überschrift wird aufgeführt, welche Nährwerte das Futter insgesamt enthält.
Ihr findet dort bei Alleinfuttermitteln und bei Ergänzungsfuttermitteln mindestens die Begriffe Rohprotein, Rohfett, Rohfaser, Rohasche sowie die Mineralstoffe Calcium, Natrium und Phosphor mit entsprechenden Mengenangaben in Prozent. Bei Mineralergänzungsfutter ist als Mindestangabe der Anteil der Mineralstoffe Calcium, Natrium und Phosphor vorgeschrieben.
Kurz erklären möchte ich die folgenden Begriffe:

Rohprotein:
Mit dieser Angabe wird ausgewiesen, wie viel Eiweiß (=Protein) ein Futter insgesamt (also sowohl aus tierischen wie auch aus pflanzlichen Bestandteilen) enthält. Ein hoher Anteil an Rohprotein ist aber nicht automatisch „gut“, denn über die Verwertbarkeit ist damit noch nichts gesagt. Eiweiß aus tierischen Produkten hat zum Beispiel eine andere Verwertbarkeit als Eiweiß aus pflanzlichen Produkten. Mit Angabe des Rohproteins wissen wir also zwar, wie viel Eiweiß im Futter enthalten ist. Wir wissen aber nicht, wie viel davon der Hund tatsächlich gut und damit für sich nutzen kann.

Rohfett:
Die Angabe zum Rohfett enthält sowohl die tierischen als auch die pflanzlichen Fette, die im Futter enthalten sind.

Rohfaser:
Unter Rohfaser werden alle unverdaulichen pflanzlichen Bestandteile verstanden. Man nennt sie auch „Ballaststoffe“.  Ein sinnvoller Anteil an Ballaststoffen trägt zur Darmgesundheit bei. Ist zu wenig Rohfaser enthalten, kann es zu Verstopfungen kommen. Zuviel Rohfaser beschleunigt die Darmpassage. Damit verbleibt weniger Zeit für die Aufnahme der Nährstoffe.

Rohasche:
Der Anteil an Rohasche wird ermittelt, in dem das Futter für die Analyse bei 550°C verbrannt wird. Die verbleibenden Rückstände enthalten die Mineralstoffe, deren Anteil zu kennen sehr wichtig ist. Und genau das ist auch das eigentliche Ziel der Rohasche-Analyse. Allerdings können in der Rohasche natürlich auch mögliche Verunreinigungen wie z.B. Sandkörner enthalten sein. Eben all das, was nicht verbrennen kann bzw. als Asche übrig bleibt.

III. Zusatzstoffe
Bei den Zusatzstoffen wird all das aufgeführt, was dem Futter zusätzlich hinzugefügt wurde. Dabei kann es sich um wichtige Ergänzungen handeln, nämlich solche Nährstoffe, die durch den Verarbeitungsprozess nicht oder nicht mehr ausreichend in den Einzelfuttermitteln enthalten sind, die der Hund jedoch benötigt. Das sind zum Beispiel Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren.  Diese werden dann als „ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“ bezeichnet.
Außerdem gibt es „technologischen Zusatzstoffe“. Dazu gehören zum Beispiel Konservierungsstoffe, Antioxidantien, Verdickungs- und Geliermittel, Bindemittel und Säureregulatoren.
Eine weitere Gruppe sind die „sensorischen Zusatzstoffe“. Darunter fallen zum Beispiel Farbstoffe und Aromastoffe.
Die vierte beim Hundefutter vorkommende Gruppe sind die „zootechnischen Zusatzstoffe“.  Dahinter verbergen sich Stoffe, die zur Stabilisierung der Darmflora eingesetzt werden, wie zum Beispiel probiotisch wirkende Mikroorganismen.

Als Beispiel stelle ich Euch hier einmal zwei echte Deklarationen zum Vergleich gegenüber, die ich den jeweiligen Herstellerangaben entnommen habe. Beide Trockenfuttersorten sind als Alleinfutter (!) ausgewiesen.

Was fällt Euch auf, nachdem Ihr bisher schon fleißig mitgelesen habt? Kommentiert gerne direkt unter diesem Beitrag.

Futter A Futter B
  Zusammensetzung Getreide (u.a. 4% Weizen),
Gemüse (u.a. 4% Karotten),
Öle und Fette (u.a. 1% Sonnenblumenöl, u.a. 0,25% Fischöl),
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse
(u.a. 4% frisches Fleisch, u.a. 4% Rind),
Mineralstoffe,
Zucker,
pflanzliche Eiweissextrakte,
Milch und Molkereierzeugnisse,
Fisch und Fischnebenerzeugnisse,
pflanzliche Nebenerzeugnisse
Geflügelfleischmehl (26%, davon Huhn 22%, Truthahn 4%),
Mais,
Maismehl,
Weizen,
Rübentrockenschnitzel (4%), Maiskleberfutter,
Lignocellulose (3,5%),
tierisches Eiweiß (hydrolysiert),
Tierfett,
Leinsamen (0,5%),
Natriumchlorid,
Lachsöl (0,3%),
Ei (getrocknet),
Sonnenblumenöl (0,2%),
Hefeextrakt (getrocknet, 0,2%),
Chicorée-Inulin (0,1%).
Analytische Bestandteile Protein: 17%
Fettgehalt: 16,5%
Rohasche: 5,5%
Rohfaser: 2,5%
Feuchtigkeit: 18%
Calcium: 1,1%
Phosphor: 0,9%
Omega-6-Fettsäuren: 1,6%
Omega-3-Fettsäuren: 0,12%
Protein 25%,
Fettgehalt 8,5%,
Rohasche 6,5%,
Rohfaser 5%,
Calcium 1,2%,
Phosphor 0,95%
  Zusatzstoffe pro kg Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe:
Vitamin A: 6720 IE,
Vitamin D3: 1680 IE,
Vitamin E: 122 mg,
Kupfersulfat Pentahydrat: 21,8 mg,
Calciumjodat wasserfrei: 2,5 mg,
Mangan-(II)-sulfat-Monohydrat: 180 mg,
Natriumselenit: 0,87 mg,
Zinksulfat Monohydrat: 304 mg.
Vitamin A: 10000 IE,
Vitamin D3: 1000 IE,
Vitamin E: 200mg,
Vitamin C (Ascorbylmonophosphat, Calcium-Natrium-Salz): 100mg;
Spurenelemente:
Kupfer (Kupfer-(II)-sulfat, Pentahydrat) 12,5mg,
Eisen (Eisen-(II)-sulfat, Monohydrat) 200mg,
Jod (Calciumjodat, wasserfrei) 2,5 mg,
Mangan (Mangan-(II)-sulfat, Monohydrat) 25mg,
Selen (Natriumselenit) 0,15 mg,
Zink (Zinksulfat, Monohydrat) 100mg,
Zink (Glycin-Zinkchelat, Hydrat) 60mg;
Technologische Zusatzstoffe:
Antioxidationsmittel

.

Im nächsten und letzten Beitrag dieser Serie werde ich ein kurzes Fazit ziehen und Euch außerdem ein paar Empfehlungen geben, worauf Ihr bei der Wahl des Futters für Euren Hund achten solltet.

 

 

(c) Silke Stricker, 06.04.2018

Der Beitrag darf gerne mit Quellenangabe geteit werden.

 

Weitere Teile dieser Serie:

Teil 1 – Interessantes zur Anatomie
Teil 2 – Verschiedene Futtermittel
Teil 3 – Verschiedene Fütterungsarten

Teil 5 – Und was machen wir nun?

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